Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen von
Buchvorstellung und Rezension
Bibliographische Angaben
Originalausgabe erschienen 2008
unter dem Titel 10 ráð: til að haetta að drepa fólk og byrja að vaska upp,
deutsche Ausgabe erstmals 2010
bei Tropen.
Ort & Zeit der Handlung: Island, 1990 - 2009.
- Reykjavík: JPV, 2008 unter dem Titel 10 ráð: til að haetta að drepa fólk og byrja að vaska upp. 287 Seiten.
-
Stuttgart: Tropen, 2010.
Übersetzt von Kristof Magnusson.
ISBN:
978-3-608-50108-7
. 270 Seiten. -
München: dtv, 2011.
Übersetzt von Kristof Magnusson.
ISBN:
978-3423213189
. 270 Seiten.
'Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen' ist erschienen als
In Kürze:
Eigentlich ist er Kroate, eigentlich lebt er in New York und eigentlich ist er kein Priester, sondern ein Auftragskiller mit 66 erfolgreich ausgeführten Morden. Doch zur Zeit läuft es nicht gut für Toxic, einen amerikanischen Auftragskiller. Um seiner Verhaftung zu entkommen, muss er einen Mann umbringen und dessen Identität übernehmen. Dummerweise handelt es sich dabei um einen amerikanischen Fernsehprediger auf dem Weg nach Island. Doch einmal in Island angekommen, bleibt Toxic nichts anderes übrig, als die Rolle des Predigers zu spielen. Mehr schlecht als recht absolviert er einen Auftritt in einer TV-Show und verliebt sich auch noch in die Tochter seiner Gastgeber. Bald schon droht er aufzufliegen. Einziger Lichtblick: Die schönen Isländerinnen …
Das meint Krimi-Couch.de: »Zwischen Vorhersehbarkeit und blassen Figuren«
Krimi-Rezension von Georg Patzer überspringen
Father Friendly war Nummer 67. Es musste sein, denn sie waren ihm schon sehr dicht auf den Fersen. Also musste »Toxic« auch den Priester umbringen. Anders hätte er Pass und Flugkarte ja wohl nicht bekommen. Und immerhin sah er ihm auch ein bisschen ähnlich.
Damit fängt es an. Es ist quasi der Anfang vom Ende. Denn vom gefährlichen Pflaster New York, wo er Nr. 66, einen FBI-Agenten, umgebracht hat, flieht der gebürtige Kroate und Auftragskiller Tomislav Boksic, genannt Toxic, weit weg: »Reykjavík steht auf dem Ticket. Das ist Europa, glaube ich.« Da allerdings begeht er einen folgenschweren Fehler: Als er nämlich, schon wieder etwas in Panik, am isländischen Flughafen jemanden stehen sieht, der »Father Friendly« abholen will, geht er einfach mit und spielt seine Rolle, einen Fernsehprediger, weiter. Aber Island ist anders: keine Schusswaffen, kaum Polizei, wenig Verbrechen – da fällt ein Hitman einfach zu sehr auf. Überhaupt jeder Fremde. Und so versucht Toxic, sich in sein Schicksal zu fügen und das Beste daraus zu machen. Unter anderem mit der aufmüpfigen Tochter seiner Gastgeber.
Es ist eine hübsche Konstellation, die sich Hallgrímur Helgason da ausgedacht hat: ein amerikanischer Auftragskiller, der von außen einen Blick auf die isländische Gesellschaft wirft. Ein Blick, der naturgemäß skurril ausfallen muss. Nicht nur, was das Leben allgemein betrifft. Da bietet Island auch vor dem Finanzcrash einiges, zum Beispiel den Sommer:
Der isländische Sommer ist wie ein Kühlschrank, den man sechs Wochen offen lässt. Das Licht ist die ganze Zeit an und das Gefrierfach taut, aber richtig warm wird es nie.
Aber Helgasons Held orientiert sich vor allem an der kriminellen Szene, an Lebensbereichen also, die uns nur aus den Romanen bekannt sind und im Alltag meist glücklicherweise gar nicht. Auch da bekommen wir eine etwas abgedrehte Version der Wirklichkeit mit. Denn was ist für Toxic wichtig: ein Unterschlupf, Feuerwaffen, eine Unterwelt, mit der er sich verbrüdern kann, um von da oben wieder wegzukommen. Aber das ist alles nicht so einfach im kleinen Island, wo jeder jeden kennt und die einzige große Stadt nicht mehr Einwohner hat als in Amerika irgendein Nowhere Town.
Leider ist das der einzige Aspekt, der in dem Roman so einigermaßen durchgehalten wird, in schönem schwarzabsurdem Humor. Dummerweise macht Toxic, der im Balkankrieg aufgewachsen ist und sozusagen durch ihn asozialisiert wurde, jetzt eine manchmal etwas gewaltsame Wandlung mit, die seine Gastgeber mit ihrem christlich-fundamentalistischen Fernsehsender an ihm vornehmen. Denn natürlich entdecken sie irgendwann, dass er nicht wirklich Father Friendly ist. Er wird systematisch einer Gehirnwäsche (inklusive Prügel) namens »Bekehrung zu Gott« unterzogen, und es bleibt bis zum Schluss offen, ob sie Erfolg hat oder nicht. Das ist dann schon ein wenig zu übertrieben und zu sehr an den Haaren herbeigezogen, um wirklich wirken zu können.
Zudem bleiben außer ihm alle Figuren sehr blass, er selbst wird durch seine brutale Herkunft allerdings ganz treffend charakterisiert. Die Handlung wird, je länger sie dauert, umso vorhersehbarer. Und leider entwickelt sie sich auch so, wie man denkt – da hätten noch mehr Sprünge sehr geholfen. Und die Sprache rutscht, je länger der Roman wird, immer mehr ins Kitschige ab.
Georg Patzer, März 2010
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