Die Memoiren des Sherlock Holmes von
Buchvorstellung und Rezension
Bibliographische Angaben
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ISBN-10: 3036951482
, ISBN-13: 978-3036951485
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Ort & Zeit der Handlung: , 1890 - 1909.
'Die Memoiren des Sherlock Holmes' ist erschienen als
In Kürze:
11 weitere Kriminalgeschichten, in denen Meisterdetektiv Sherlock Holmes in Anwesenheit des staunenden Dr. Watson souverän verwickelte Fälle löst, bis er schließlich an einen Gegner gerät, der ihm nicht nur gewachsen ist, sondern ihn sogar ins Jenseits befördert …Zweite und noch einmal grandiose Sammlung von Holmes-Kurzgeschichten, mit der sich Autor Arthur Conan Doyle in einem großen Finale seines verhassten Helden (vergeblich) zu entledigen sucht.
»Die Memoiren des Sherlock Holmes« beinhalten folgende Kurzgeschichten:
Silberstern
Erschienen unter dem Titel »Silver Blaze« in The Strand Magazine, 1892
Sherlock Holmes ermittelt in einem auch für ihn ungewöhnlichen Fall – ein ausgewachsenes Rennpferd ist spurlos verschwunden …
Das gelbe Gesicht
Erschienen unter dem Titel »The Yellow Face« in The Strand Magazine, 1893
Wieso zieht es die treue Ehegattin magisch in ein verfallenes Haus, in dem ein Ungeheuer zu lauern scheint? Sherlock Holmes wird es herausfinden …
Die Angestellte des Börsenmaklers
Erschienen unter dem Titel »The Stockbroker´s Clerk« in The Strand Magazine, 1893
Endlich ein neuer Job, denkt der junge Mann dankbar, aber seine neuen Pflichten dünken ihn so merkwürdig, dass er Sherlock Holmes um Rat fragt …
Die »Gloria Scott«
Erschienen unter dem Titel »The Gloria Scott« in The Strand Magazine, 1893
Wie gelang es dem alten Seemann, einen gestandenen Landjunker zu Tode zu erschrecken? Ein Jugendabenteuer des Nachwuchs- Detektivs Sherlock Holmes …
Das Musgrave-Ritual
Erschienen unter dem Titel »The Musgrave Ritual« in The Strand Magazine, 1893
Der junge Sherlock Holmes liefert sich mit einem schurkischen Butler einen Wettlauf um einen fabelhaften Schatz. Der dritte Teilnehmer, eine eifersüchtige Frau, ist weniger an Gold als an Rache interessiert …
Die Junker von Reigate
Erschienen unter dem Titel »The Reigate Squires« in The Strand Magazine, 1893
Adel schützt vor Mordlust nicht – und gar keine gute Idee ist es, anschließend ausgerechnet Sherlock Holmes in die Irre führen zu wollen …
Der Verwachsene
Erschienen unter dem Titel »The Crooked Man« in The Strand Magazine, 1893
Den alten Soldaten hat der Schlag getroffen, als er mit altem Unrecht konfrontiert wurde; sogar Sherlock Holmes benötigt einige Zeit, die düstere Vorgeschichte zu rekonstruieren …
Der niedergelassene Patient
Erschienen unter dem Titel »The Resident Patient« in The Strand Magazine, 1893
Ein reicher Mann hält sich einen privaten Hausarzt, ist aber gar nicht krank, sondern starr vor Angst, noch bevor seltsame Gestalten die Szene betreten – ein Rätsel, das wie geschaffen ist für den nach Abwechslung dürstenden Mr. Holmes …
Der griechische Dolmetscher
Erschienen unter dem Titel »The Greek Interpreter« in The Strand Magazine, 1893
So bizarr ist der aktuelle Entführungsfall, mit dem sich Sherlock Holmes herumschlägt, dass er sich Verstärkung holt – seinen noch viel genialeren, aber gehfaulen Bruder …
Der Flottenvertrag
Erschienen unter dem Titel »The Naval Treaty« in The Strand Magazine, 1893
Schande und Verderben kommen über den hoffnungsvollen Nachwuchsbeamten, dem ein brisantes Schriftstück abhanden kommt. Doch nichts kann in London wirklich spurlos verschwinden, solange Sherlock Holmes seiner Arbeit nachgeht …
Das letzte Problem
Erschienen unter dem Titel »The Final Problem« in The Strand Magazine, 1893
Professor Moriarty ist der englische Napoleon des Verbrechens – und nun hat er es satt, dass seine genialen Pläne ständig von Sherlock Holmes durchkreuzt werden …
Das meint Krimi-Couch.de: »Elf weitere krimiklassische Holmes-Volltreffer«
Krimi-Rezension von Michael Drewniok überspringen
Diese zweite Sammlung klassischer Sherlock Holmes-Kurzgeschichten gilt der Literaturkritik und vielen Lesern noch einmal als Höhepunkt der Serie. Arthur Conan Doyle hat das Gleichgewicht zwischen Können und Routine gefunden, er kennt seine Helden Holmes und Watson inzwischen gut, und er weiß, wie er mit ihnen umzugehen hat. Sehr angenehm war für den allzu lange vom Wohlstand gemiedenen Doyle zudem das seit den »Abenteuern des Sherlock Holmes« noch einmal sprunghaft angestiegene Honorar, welches das »Strand Magazine« ihm für diese neuen Geschichten zahlte.
Freilich wurde sich Doyle bei der Niederschrift eines generellen Problems bewusst: Die Welt des Sherlock Holmes ist eigentlich eine recht eng begrenzte. Ohne gravierende Veränderungen des Charakters – was schon von den zeitgenössischen Lesern nur ungern gesehen wurde – mussten sich die Holmes-Geschichten inhaltlich zwangsläufig rasch wiederholen. Man merkt es u. a. an den zum Ritual erstarrtem Ratespielchen zwischen Holmes und Watson, die fast jeden neuen Fall einleiten oder ihn irgendwann begleiten.
Auswege aus dem Holmes-Getto
Doyle bemüht sich um behutsam um Auswege aus dem Holmes-Getto. In »Die ´Gloria Scott\'« und »Das Musgrave-Ritual« lässt er Sherlock Holmes und nicht Dr. Watson berichten. Eine glückliche Lösung ist dies nicht; das ´Gloria Scott»-Rätsel ist höchstens interessant als freimütiges Geständnis eines von seiner späteren Form noch weit entfernten Jungkriminalisten, der oft irrt, aber schon geniale Züge entwickelt. «Das Musgrave-Ritual» ist im Grunde eine Schauergeschichte (wie übrigens auch «Das gelbe Gesicht»), die dem Verfasser freilich sehr unterhaltsam gelungen ist. Trotzdem vermisst man auch hier den treuen Watson an Holmes´ Seite.
«Silberstern» gehört zu den wenigen Ausnahmen und kann auf der ganzen Linie überzeugen. Die Idee ist originell (wenn auch heute kaum mehr überraschend) und wird schwungvoll entwickelt. «Der griechische Übersetzer» markiert einen weiteren Versuch, eingefahrene Geleise zu verlassen: Aus der Versenkung taucht plötzlich ein zuvor niemals erwähnter Bruder von Sherlock Holmes auf. Die Geschichte braucht ihn nicht, aber als Figur ist Mycroft sehr gut geraten und inzwischen ins Pantheon des Holmes-Universums eingezogen.
Witzige Hommage an Edgar Allan Poe
«Der Flottenvertrag» ist eine witzige Hommage an Edgar Allan Poes Story «The Purloined Letter» (1844, dt. «Der entwendete Brief»), die als ein Wurzelstrang der modernen Kriminalliteratur gilt und mit dem Deduktionsgenie Arsene Dupin einen echten Vorfahren von Sherlock Holmes präsentiert (obwohl dieser von Dupin nicht viel hält, wie Dr. Watson in «A Study in Scarlet» anmerkt).
«Das letzte Problem» stellt innerhalb der «Memoiren» einen deutlichen Bruch dar. Einmal abgesehen vom Aufsehen erregenden Ende des Sherlock Holmes gibt es faktisch keinen Grund, ausgerechnet Professor Moriarty als dessen Nemesis glaubhaft zu finden. Seit vielen Jahren versuchen abgefeimte Schurken Holmes ins Jenseits zu befördert. Ausgerechnet Moriarty ist dies nun gelungen? Dass es dazu eines «Napoleons des Verbrechens» bedarf, will der Leser Doyle gern glauben, aber trotzdem erscheint dieser in seinem bösen Genie ein bisschen zu unvermittelt auf der Bildfläche. Aber Doyle hatte genug von Sherlock Holmes und wollte ihn loswerden – durchaus spektakulär, aber kurz und schmerzlos.
Selbstzensur wegen «allzu sexueller Ausrichtung»
Übrigens umfasste der Zyklus der «Memoiren» ursprünglich wie die «Abenteuer» aus den Jahren 1891/92 zwölf Geschichten, die über genau ein Jahr liefen. Doch Doyle ließ «The Cardboard Box» («The Strand», Januarausgabe 1893) für die Buchausgabe entfernen, weil ihm die «allzu sexuelle Ausrichtung" nachträglich missfiel. Der Blick in diese dadurch natürlich um so interessantere Story verrät, welchem Wandel die Moralvorstellungen seit damals unterworfen waren …(Wer dies selbst nachprüfen möchte, kann dies unter www.textfiles.com/etext/AUTHORS/DOYLE/cardbox.txt sogleich tun.)
Weiter oben wurde es bereits angedeutet, hier wird es bestätigt: Grundsätzlich Neues hat uns Arthur Conan Doyle über Holmes – auch den jungen – und Watson nicht mehr zu sagen. Die Variation inzwischen leidlich bekannter Szenen ist noch nicht zum Selbstzweck der späten Holmes-Geschichten (etwa ab 1910) verkommen, aber das Webmuster schimmert doch bedenklich durch.
Die alte Magie funktioniert immer noch
Trotzdem funktioniert die alte Magie immer noch. Holmes & Watson sind ein wunderbares, grundverschiedenes, aber einander durchaus ebenbürtiges Team. »Die Memoiren ...« zeigen einen Sherlock Holmes, der zugänglicher wird, zum ersten Mal von seiner gar nicht so glanzvollen Jugend erzählt und sogar Familie hat.
Natürlich ist Mycroft Holmes der eigentliche Star der »Memoiren«. Er ist seinem Bruder Sherlock sehr fremd und doch wieder sehr ähnlich. Man könnte ihn als den »Verantwortungsvolleren« der beiden bezeichnen, denn auch er hat zwar sein Hobby zum Beruf gemacht, ist aber in Staatsdiensten tätig, und das offenbar in recht hoher Position.
Sherlock und Mycroft als Team agieren zu sehen, bereitet nicht nur Dr. Watson großes Vergnügen. Ungeachtet aller zur Schau gestellten Gleichmütigkeit herrscht offensichtliche Zuneigung zwischen den Brüdern. Gleichzeitig konkurrieren sie ständig spielerisch miteinander, und das auf einem intellektuellem Niveau, das ihr Publikum mit offenem Mund staunen lässt.
Michael Drewniok, April 2006
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benfi zu »Sir Arthur Conan Doyle: Die Memoiren des Sherlock Holmes« | 21.05.2014 |
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Stefan83 zu »Sir Arthur Conan Doyle: Die Memoiren des Sherlock Holmes« | 16.11.2009 |
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