Maror

  • Suhrkamp
  • Erschienen: April 2024
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Carola Krauße-Reim
75°1001

Krimi-Couch Rezension vonMai 2024

Eine erschreckende Innenansicht.

Lavie Tidhar wurde 1976 in Israel geboren, wuchs in einem Kibbuz auf und lebt heute in London. Er hat neben einigen Büchern anderer Genres hauptsächlich ience -Fiction-Romane geschrieben, die ihm sowohl Preise, als auch den Ruf des „Enfant terrible“ einbrachten. In „Maror“ lässt er eine Innenansicht des Staates Israel zu, die enorm erschreckend ist, denn „all diese Dinge sind passiert“. 

Israel 1974 – 2008

Nicht chronologisch angeordnete Episoden führen in die Jahre 1974 bis 2008. Nicht immer steht eine Begebenheit in Israel im Mittelpunkt. Es kann auch der Drogenkrieg im kolumbianischen Dschungel sein, der Bürgerkrieg im Libanon oder ein Doppelmord in den USA. Doch immer haben diese Vorgänge mit Israel zu tun. Das Bindeglied zwischen allen ist Chief Inspector Cohen, der Leute für seine Sache einspannt, manchmal ohne dass sie es merken, und skrupellos alles unternimmt, das dem Staat Israel und seinen Interessen nutzen kann.

Maror – bittere Kräuter

Als Maror werden die bitteren Kräuter bezeichnet, die man während des Sedermahles am jüdischen Pessachfest essen soll. Bitter ist auch die Geschichte im Buch. Schonungslos beschreibt Tidhar eine Innenansicht des Staates Israel, die so angeblich tatsächlich existiert, von der man aber dennoch hofft, dass sie fiktiv ist. Das Geschehen ist immer äußerst skrupellos und stets massiv brutal. Man muss bereit sein, sich auf diese Ansicht der Dinge einzulassen, sonst legt man das Buch schon nach dem ersten Kapitel zur Seite. Spannend ist die Geschichte dabei nicht, eher eine langwierige und in einem sehr nüchternen Stil gehaltene Beschreibung. Immer wieder stehen in den einzelnen Episoden andere Figuren im Mittelpunkt, die aber alle in einem Zusammenhang stehen, der sich oft erst im Nachhinein offenbart.

Alle sind ohne jeden Skrupel

Tidhar lässt an seinen Figuren nichts Gutes. Alle agieren gezwungen, sind Opfer ihres Lebens und ihres Staates. Dabei können sie nicht skrupelloser sein. Scheinbar ohne Gewissen agieren sie, dienen dem, der sie befehligt. Wer hier noch auf ein ein wenig Gesetzestreue und Anstand hofft, wird bitter enttäuscht. Egal wer im Mittelpunkt steht, sie alle dienen Tidhar, die Geschichte Israels auf eine etwas andere Art zu erzählen.

Fazit

Lavie Tidhar liefert eine äußerst brutale und ebenso skrupellose Variante der Geschichte Israels, die enorm verstörend, aber kaum spannend ist. Ein Thriller, in dem die Menschen der Thrill sind.

Maror

Lavie Tidhar, Suhrkamp

Maror

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