Das rote Zimmer von
Buchvorstellung und Rezension
Bibliographische Angaben
Originalausgabe erschienen 2001
unter dem Titel The Red Room,
deutsche Ausgabe erstmals 2002
bei Bertelsmann.
Ort & Zeit der Handlung: , 1990 - 2009.
- London: Michael Joseph, 2001 unter dem Titel The Red Room. 339 Seiten.
-
München: Bertelsmann, 2002.
Übersetzt von Brigitte Moosmüller.
ISBN:
3-570-00589-5
. 415 Seiten. -
München: Goldmann, 2004.
Übersetzt von Brigitte Moosmüller.
ISBN:
3-442-45743-2
. 415 Seiten. -
München: Goldmann, 2007.
Übersetzt von Brigitte Moosmüller.
ISBN:
978-3-442-46614-6
. 415 Seiten.
'Das rote Zimmer' ist erschienen als
In Kürze:
Eines Abends erhält Kit Quinn Besuch von der Londoner Mordkommission. Ein junges Mädchen wurde tot an einem Kanal aufgefunden. Die Leiche der Unbekannten ist übel zugerichtet. Die Polizei hat einen Verdächtigen und bittet die erfahrene Psychiaterin um Mithilfe. Kit kennt den Mann – er hat sie vor drei Monaten bei einer Therapiesitzung tätlich angegriffen. Trotz ihrer Ahnung, in etwas Bedrohliches hineingezogen zu werden, entschließt sich Kit zur Mitarbeit. Für den leitenden Ermittler Inspektor Oban ist die Sache klar: Michael Doll, verwahrlost, vorbestraft, verhaltensauffällig, hat den Mord begangen. Doch Kit, die zwischen Mitleid und Angst hin und her gerissen ist, zwingt die Polizei, ihr schnelles Urteil zu revidieren. Mit ihrer anderen Sicht des Falles stößt Kit auf ein wichtiges Detail und auf einen weiteren Frauenmord, der auf das Konto desselben Täters geht. Kit fühlt, dass sie der Lösung nahe ist. Aber erst die Liebe zu Will Pavic, dem vom Leben tief enttäuschten Leiter eines Hauses für verwahrloste Jugendliche, bringt sie auf die richtige Spur. Doch dann geschieht etwas, das Kits immer wiederkehrenden Alptraum von einem roten Zimmer blutige Wirklichkeit werden lässt …
Das meint Krimi-Couch.de: »Die spezifisch weiblichen Sichtweise«
Krimi-Rezension von Michael Matzer überspringen
Dr. Kit (die Kurzform von Katherine) Quinn ist eine erfahrene Psychiaterin. Eines Abends erhält sie Besuch von der Londoner Mordkommission. Zum Glück hat sie nichts ausgefressen, sondern soll lediglich helfen, den Mord an einem jungen Mädchen aufzuklären, das an einem Kanal gefunden wurde. Die Leiche der Unbekannten ist übel zugerichtet: zahlreiche Stichwunden.
Inspektor Gil Furth hat bereits einen Verdächtigen: den vorbestraften Arbeitslosen Michael Doll. Kit kennt den Mann: Er hat sie drei Monate zuvor bei einer Routinebefragung angegriffen und schwer im Gesicht verletzt. Doll hat die Leiche gefunden und wurde gleich verknackt. Am liebsten würden die Polizisten den verhaltensgestörten Doll einsperren und den Schlüssel wegwerfen.
Doch Kit, die zwischen Mitleid und Angst hin und her gerissen ist, zwingt die Polizei, ihr vorschnelles Urteil zu überdenken und Doll freizulassen. Die Beweise sind einfach zu fadenscheinig. Kit stößt am letzten Aufenthaltsort der Ermordeten auf eine weitere zwielichtige gestalt: Will Pavic ist der Leiter des Jugendhauses, in dem jugendliche Ausreißer wie die ermordete Lianne ein- ausgehen. Pavic sieht gut aus, doch warum hat er seine Karriere als Börsenmakler und Investmentbanker aufgegeben, um in diesem Dreckloch zu schuften?
Nachdem Kit den Tatort eines weiteren Frauenmordes in Hampstead begutachtet hat, zieht sie eine verblüffende Verbindung zwischen den beiden Toten. Obwohl die Polizisten an ihrem Verstand zweifeln, veranlassen sie einen Fasernvergleich: Volltreffer! Und wer wird Held des Tages? Natürlich Oberinspektor Oban und nicht etwa Kit Quinn.
Bei ihren Nachforschungen beginnt Kit eine heiße Liebesaffäre mit Will Pavic, und uns schwant schon Übles. Als eine weitere Frau überfallen wird, aber lebend davon kommt, taucht nun wieder der unheimliche Michael Doll auf. Wenig später erfüllt sich Kits Schreckensvision von einem roten Zimmer: Die Wohnung Dolls ist voller Blut …
Wer ist der Frauenmörder wirklich? Und wird Kit sein nächstes Opfer?
Nach dem extrem dichten und spannenden Sommermörder wurde ich mit »Das rote Zimmer« leicht enttäuscht. Ich hatte eine spannendere, schnellere Handlung erwartet. Aber French macht es dem Leser nie leicht. Es dauert eine ganze Weile, bis ihre Heldin das vielschichtige Puzzle aus Indizien zusammengesetzt hat. Im vorliegenden Buch dauert es bis fast zur letzten Seite. Man sollte also Geduld aufbringen.
Quinn ist selbst frühzeitig eine Waise geworden, als sie ihre Mutter verlor. Wohl deswegen verspürt sie ein hohes Maß an Mitgefühl für jene jungen Menschen, die, wie die tote Lianne, auf der Schattenseite des Lebens stehen und keinen Fuß auf die Erde kriegen. Die im Gegenteil sogar noch dafür verachtet und an den Rand verbannt werden.
Für Kit wird die Suche nach dem Frauenmörder nicht nur ein gewöhnlicher Kreuzzug gegen das Verbrechen, sondern eine persönliche Suche nach Erlösung von dem Trauma des Verlassenwerdens, des Ungeliebtseins. Daher auch die Alpträume vom roten Zimmer: Dort warten die schlimmsten Ängste. Man sollte die Tür stets fest geschlossen halten. Manchmal geht das aber nicht.
In den Gesprächen mit den jugendlichen Ausreißern, aber auch mit den Hinterbliebenen der getöteten Frau eines wohlhabenden Mannes stößt Kit immer wieder auf die eigene Sehnsucht nach Wärme und Geborgenheit. Daher lässt sie sich auf einen Mann wie Will Pavic ein: »the comfort of strangers«.
Die Aufklärung des Falls erschien mir keineswegs zwingend. Vielleicht ist die Lösung nur für eine Frau, namentlich eine Mutter offensichtlich und nachvollziehbar. Daher erschien mir der Handlungsverlauf relativ willkürlich, wenn er auch stets überschaubar bleibt: Das Personal ist nur ein kleiner Kreis aus Verdächtigen. Immerhin gibt es gegen Schluss einen gefährlichen Showdown, der der zu einer Lösung aus einer völlig unerwarten Richtung führt.
Unterm Strich ist »Das Rote Zimmer« rin psychologischer Thriller der Mittelklasse, der es zwar nicht mit Größen wie Jeffrey Deaver, Michael Connelly und Dennis Lehane aufnehmen kann, aber dafür mit einer spezifisch weiblichen Sichtweise aufwartet und so die Ermittlungen aus einem völlig anderen Blickwinkel als sonst angeht – vielleicht ähnlich wie bei Minette Walters und Patricia Cornwell.
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Julchen zu »Nicci French: Das rote Zimmer« | 22.05.2015 |
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marry zu »Nicci French: Das rote Zimmer« | 06.09.2009 |
Elvira zu »Nicci French: Das rote Zimmer« | 01.10.2007 |
sunny zu »Nicci French: Das rote Zimmer« | 16.02.2007 |
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