Das Buch - Schreib um dein Leben!

  • Lübbe
  • Erschienen: Januar 2023
  • 0

- Taschenbuch

- 400 Seiten

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Sabine Bongenberg
65°1001

Krimi-Couch Rezension vonApr 2023

Vieles bleibt an der Oberfläche

Wieder hat der Serienkiller zugeschlagen und eine Puppe als sein finsteres "Markenzeichen" am Tatort zurückgelassen. Immer noch ist die Polizei ratlos und versucht verzweifelt ein Muster zu erkennen, nach dem der Täter morden könnte. Dabei wissen sie noch nicht einmal, dass er mittlerweile seinen Modus Operandi geändert hat: Er hat nun auch eine erfolgreiche Krimiautorin entführt und zwingt sie unter Todesdrohungen ein Buch zu schreiben. Worüber soll sie berichten? Natürlich über ihn und seine Taten und wie es ihm immer gelang der Polizei zu entkommen. Nach jedem Verbrechen und nach jeder Untat. Nach jeder....

Serienmörder will ein Denkmal haben

Eine ganz neue Idee ist es nicht, die Patricia Walter hier auf den Markt bringt. Sie tritt vielmehr in sehr große Fußstapfen, denn Stephen King ließ bereits vor Jahren in seinem Roman "Sie" ein ähnliches Szenario entstehen. Da zwang eine verrückte Krankenschwester ihren Lieblingsromanautor, den sie schwer verletzt an der Straße aufgelesen hatte, nur für sie eine besondere Fortsetzung ihrer Lieblingsserie zu schreiben. In Walter's Roman soll eine Autorin gezwungen werden, eine Autobiographie des Serienkillers "Puppenmörder" zu schreiben, der sich diesen Namen "verdiente", weil er an seinen Tatorten regelmäßig Puppen zurückließ.

Ist das Opfer - die Autorin Kara Bender - nun auch noch alleine in einem Keller eingesperrt und sieht wochenlang nur ihren Kerkermeister und dazu noch möglichen Henker, sollte man natürlich eine besonders dichte Handlung erwarten. Wie agieren Täter und Opfer miteinander, wie läuft hier die Psychologie ab, wie verkraftet die Entführte die wochenlange Einzelhaft? Diese ganzen Fragen blieben für mich in diesem Buch unbeantwortet. Bender scheint ihre Entführung ganz gut wegzustecken - sieht man von ein paar zusätzlichen grauslichen Exzessen ab - und irgendwie drängte sich mir der Eindruck auf, dass das doch an und für sich gar nicht so schlimm sein könne.

Farblos blieb auch für mich die Person des Serientäters. Dank seiner Autobiographie lernt der Leser seine vollständige Geschichte kennen. Wieder sind es schwierige Familienverhältnisse und natürlich hätte die arme Mutter keinerlei Möglichkeit gehabt, aus der von Gewalt beherrschten Ehe auszubrechen, weil sie ja dann mit ihrem armen Sohn auf der Straße gesessen und keinen Pfennig Geld gehabt hätte. So zumindest die Theorie des Romans, die sich offensichtlich wieder an Verhältnissen nach Charles Dickens orientiert. Warum die Gewalterfahrungen zum ersten Todesfall im Umfeld des Täters führten, das erschloss sich mir, nicht aber, warum diese Erlebnisse in einer ganzen Serie mündeten und keinerlei Muster in der Opfersuche erkennbar war. Ich war immer der Meinung, dass ein Serientäter schon irgendeinen Typ verfolgt oder durch irgendetwas getriggert wird und nicht quasi kreuz und quer und wie es gerade kommt mordet.

...und was macht die Polizei?

Grundsätzlich könnte man ja annehmen, dass bei einer Vielzahl von Morden auch Einiges an Spuren geblieben ist, denn: Egal wie gründlich man etwas vorbereitet, zum falschen Zeitpunkt läuft etwas schief, etwas zwickelt und zwackelt und geht unter und irgendwer guckt aus dem Fenster - oder um es kurz zu machen: Nobody is perfect. Zumindest war das bis zu diesem Täter so, denn hier scheint die Polizei tatsächlich keinen einzigen Schritt weiter zu kommen und wäre da nicht Kommissar Zufall, dann hätte es auch hier kein Happy End gegeben. Das allein war aber auch wieder ein Punkt, den ich nicht so recht glauben mochte. Meiner Meinung nach wurden hier zugunsten einer lang erzählten Geschichte die Rahmenbedingungen passend glattgebügelt, damit alles passte. Die Auflösung ist dann immerhin halbwegs befriedigend. Vom eigentlichen Ende weiß ich ehrlich gesagt überhaupt nicht, was ich davon halten soll und schwanke zwischen der Meinung, dass eine Straftat bagatellisiert wird und dem guten, alten, einfachen Ekel.

Fazit

In einem glatt und einfach zu lesenden Roman präsentiert Patricia Walter einfache und oberflächliche Charaktere, die aber ein großes Bedürfnis nach Ruhm und Anerkennung verspüren. Die gründliche Arbeit der beteiligten Romanautorin wird mehrfach und ausdrücklich gelobt und manchmal fragte ich mich auch, wem hier eigentlich ein Denkmal gesetzt werden soll.

Das Buch - Schreib um dein Leben!

Patricia Walter, Lübbe

Das Buch - Schreib um dein Leben!

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