Leon Sachs

Fast vier Jahre lang war es sehr still um Autor Leon Sachs. Nun legt der gebürtige Kölner seinen neuen Thriller vor. „Der Zirkel - Sie wollen dich. Sie finden dich“ stellt den fulminanten Auftakt einer neuen Reihe um Johanna Böhm, eine junge Studentin der Polizeiakademie, und den ehemaligen Geheimdienstler Rasmus Falk dar.

Krimi-Couch-Redakteur Thomas Gisbertz sprach mit Leon Sachs über das Besondere seines neuen Ermittlerpaars, seine Arbeit und das Besondere des Schreibens.

"Ich liebe es, die Leser:innen zwischen Fiktion und Realität hin und her zu schicken. Als Autor bin ich der Spielmacher, und meine Arena ist die Welt, in der wir leben. "

Krimi-Couch:
Herr Sachs, eine Frage vorweg: Seit dem Erscheinen Ihres letzten Romans sind nahezu vier Jahren vergangen. In dieser Zeit haben Sie die Literaturagentur und den Verlag gewechselt. Hinzu kam die Coronapandemie. Hatten Sie in dieser Zeit auch Zweifel, was Ihre literarische Zukunft betrifft?

Leon Sachs:
Ich hatte das Glück, dass ich schon im Frühjahr 2020 wusste, wie es weitergehen würde. Ich brauchte nur ein bisschen Geduld, aber die hat man gerne, wenn man weiß, dass der Penguin Verlag das neue Zuhause wird. (lacht) Generell finde ich aber, dass die schweren letzten zweieinhalb Jahre auch etwas Gutes gebracht haben. Sie haben gezeigt, dass der Buchmarkt wichtiger ist denn je. Die Menschen lesen. Sie wollen unterhalten werden, wollen neue Geschichten entdecken, wollen Hintergründe verstehen, und dafür wenden sie sich unseren Büchern zu. Genau dafür arbeiten wir Büchermenschen doch – ob als Schreiberlinge, im Verlag oder in der lokalen Buchhandlung.

Krimi-Couch:
„Der Zirkel - Sie wollen dich. Sie finden dich“ ist der Auftakt Ihrer neuen Thrillerreihe. Worum geht es in Ihrem Roman?

Leon Sachs:
DER ZIRKEL ist die Geschichte der Johanna Böhm, einer jungen Frau, die im Alter von 29 Jahren neu anfängt – als Auszubildende an der Polizeiakademie in Berlin. Dafür lässt sie alles hinter sich: ihre Familie, ihre Vergangenheit und ihren Traum Musikerin zu werden. Sie hat gerade erst an der Polizeischule begonnen, als drei Morde geschehen. Johanna erkennt, dass sie vielleicht die Einzige ist, die alle drei Opfer verbinden könnte. Doch das würde sie in ihre Vergangenheit zurückführen. Da taucht ein ehemaliger Geheimdienstler vor ihrer Tür auf und wirft ihr vor, in die Morde verstrickt zu sein. Sein Name ist Rasmus Falk, und er erpresst Johanna. Kurzum: Ihr bleibt nichts anderes übrig, als mit ihm gemeinsame Sache zu machen – und dabei ihre Karriere aufs Spiel zu setzen, die noch gar nicht richtig begonnen hat.

Krimi-Couch:
Mit Johanna Böhm und Rasmus Falk betreten zwei Protagonisten die literarische Bühne, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Ein Ermittlerpaar, das sich aus rein egoistischen Gründen verbünden muss, um einem Mordkomplott auf den Grund zu gehen. Was hat Sie an dieser Idee besonders gereizt?

Leon Sachs:
Ich bin ja eigentlich kein skeptischer Mensch, aber Skepsis ist ein fantastisches Gewürz. Skepsis führt zu Misstrauen, Misstrauen führt zu Verrat. Johanna und Rasmus können sich gar nicht vertrauen. Das ist ein Ding der Unmöglichkeit. Da ist einerseits Johanna, eine Kämpferin, die sich immer hat behaupten müssen. Eine smarte Gerechtigkeitsfanatikerin, die ganz ohne Kitsch einfach nur ihr Ding machen will, die aber ein Geheimnis mit sich herumträgt, das sie mit niemandem teilen will. Und dann ist da Rasmus, der genau dieses Geheimnis kennt. Ein Mann, der offensichtlich keine Skrupel hat, aber über beängstigende Talente verfügt. Und der sich an der Schwelle zum Bösewicht bewegt. Und deswegen sollten auch die Leser:innen Rasmus nicht vertrauen.

Krimi-Couch:
Sie sind thematisch in Ihren Romanen am Puls der Zeit. In Ihrem letzten Roman „Mein ist die Macht“ ging es um religiösen Fanatismus, Fake-News und den Einfluss der Medien. Diesmal stehen eine rechtspopulistische Partei und ultrarechte Eliten im Mittelpunkt der Handlung. Was macht für Sie aktuelle Themen so spannend?

Leon Sachs:
Ich liebe es, die Leser:innen zwischen Fiktion und Realität hin und her zu schicken. Als Autor bin ich der Spielmacher, und meine Arena ist die Welt, in der wir leben. Vom familiären Drama bis zur politischen Verschwörung, vom Schicksal einer Figur bis zur Zukunft unserer Gesellschaft – diese Themen machen für mich den Reiz des Schreibens, aber vorher schon der Recherche aus.

Krimi-Couch:
Ihr Roman ist erneut sehr umfangreich recherchiert: Es geht um rechte Akademien, Geheimdienste, Cyber-Attacken, Wahlmanipulation und vieles mehr. Wie bereiten Sie sich auf die Vielzahl an Themen vor? Und wie verhindert man es, den Überblick zu verlieren?

Leon Sachs:
Wer behauptet, dass ich den Überblick behalte? (lacht) Natürlich legt man sich über die Jahre ein System zu, wie man gesammelte Informationen sortiert. Am Ende tauchen davon aber nur Bruchteile in einem Roman auf. Ein bisschen mehr kann ich dann zumindest in den Lesungen erzählen. Am Ende aber fließt alles in einem großen Dokument ein. Ich arbeite mit einem Schreibprogramm für Autor:innen (Scrivener, Anm. d. Red.), in dem ich vom Manuskript über Personenbeschreibungen bis zu den Materialien der Recherche alles verwalten kann. Das hilft in der Praxis tatsächlich sehr.

Krimi-Couch:
Verraten Sie uns zum Schluss, wann und wie es mit Johanna Böhm und Rasmus Falk weitergehen wird?

Leon Sachs:
Immerhin kann ich schon verraten, dass es mit Johanna und Rasmus weitergehen wird. Im zweiten Thriller mit den Beiden wird Johannas Freundin Alice eine zentrale Rolle spielen. Daher dürfen alle Leser:innen von DER ZIRKEL sich schon mal merken, was sie über Alice erfahren. Und so werden wir im nächsten Teil auch mehr über Johannas Freundschaft zu Alice und noch mehr über Johannas Vergangenheit erfahren.

Das Interview führte Thomas Gisbertz im September 2022.
Foto: © Marina Weigl

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